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Volkmar Wirth 

 

 

In den Tiefen des Alltags


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22.06.2024

WAHL

Kaum lagen die ersehnten Wahlunterlagen auf meinem Küchentisch, überfiel mich eine Trauer. Plötzlich vermisste ich den Rummel, der gewöhnlich von einem Wahlsonntag ausgeht. Ich vermisste das Gedränge und Geschiebe, um überhaupt unfallfrei ins überfüllte Wahlbüro zu gelangen. Ich vermisste die Abfrage und den Beweis mittels Ausweis meiner Person. Ich vermisste, in eine der stickigen Kabinen einzutreten, um hier und nur hier meine Kreuze zu hinterlassen. All das vermisste ich plötzlich. Obwohl ich mir die Wahlunterlagen schicken ließ, um genau diese Widrigkeiten eines Wahlsonntags zu vermeiden.
Also fragte ich meine Nachbarn und ließ mir eine Wahlkabine zimmern. Kommenden Sonntag, eine Woche vor dem eigentlichen Termin, ist es soweit. Ich werde durch den Pulk meiner zuverlässigen Nachbarn gehen, werde in der Küche Tante Gerda meinen Ausweis vorlegen und werde in der Kabine meine wichtigen Kreuze setzen.



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