In den Tiefen des Alltags
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06.08.2024
MRT
Bei der Armee gab es eine Übung, da musste ich durch einen Schlauch kriechen. Obwohl ich nicht erkennen konnte, wo ich hinkroch, hatte ich zu kriechen. Obwohl ich überhaupt nichts sah, kroch ich wie ein Maulwurf und hoffte auf ein Licht am Ende des Tunnels.
Muss ich betonen, dass ich dieses beaufsichtigte Kriechen gehasst habe? Deshalb hörte ich gar nicht richtig hin, als mir der Arzt das Prinzip seiner Maschine erklärte. „Eine enge Röhre, wobei Sie sich am besten an unsere Anweisungen halten. Dann wird alles gut. Einatmen und ausatmen und Luft anhalten. Haben Sie Probleme mit dem Luftanhalten?“
In der Maschine war also jegliches Kriechen untersagt. Überhaupt war in der Röhre jedes eigenmächtige Handeln unerwünscht. Das hatte der Arzt extra betont. „Bitte bewegen Sie sich nicht. Jede Bewegung verzerrt die Bilder und verzerrte Bilder bringen uns nicht weiter. Wir wollen gute Bilder. Verstehen Sie? Gute Bilder.“
Ich folgte seinen Vorgaben soweit ich das konnte. Manchmal schummelte ich, manchmal betete ich um ein rasches Ende der Prozedur. Die Röhre war wirklich ziemlich eng. Wenn einem der eigene Atem zurückschlägt ist Schluss mit lustig. Doch beim Beten lachte die Maschine und machte einen Höllenlärm. „Zu wem betest du?“ fragte die Maschine. „Zu Gott? Zu mir?“
Ich versuchte mich auf die nette Stimme zu konzentrieren, die mir sagte, wann ich atmen konnte. Soweit war es mit mir gekommen, eine Stimme sagte mir, wann ich zu atmen hatte. Und ich atmete entsprechend. Trotz dieser Ungeheuerlichkeit, die mindestens Protest provozierte, lag ich in einer Röhre, die mit ihren Ausmaßen jeden Anflug von einem revolutionären Zucken im Keim erstickte.
Als alles beendet war, half mir eine Krankenschwester beim Aufstehen. „Das haben Sie toll gemacht“, sagte sie. Fast, aber nur beinahe glaubte ich ihr.
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